Am nächsten Montag, den 11. Juli 2022, hält Autor und Soziologe Ingar Solty einen Vortrag über Bertolt Brecht und die Philosophie der Praxis. Der Vortrag beginnt um 18:00 Uhr in Hörsaal 02 der neuen Universität.
Er wird über die stundischen QSM finanziert und dient u.a. als Ersatz für das Hauptseminar zur Philosophie der Praxis, das in diesem Semester leider ausgefallen ist.
Der Eintritt ist selbstverständlich frei und alle Studierenden sind herzlich eingeladen! Wir würden uns freuen, wenn möglichst viele von euch am Montag dabei sind!
Hier ein kurzer Text zum Vortrag:
Die Bedeutung Bertolt Brechts als deutschsprachiger Schriftsteller mit Weltruhm ist unbestritten. Brecht hat eine ästhetische Sprache entwickelt, die unverkennbar ist und das politische Theater national wie international beeinflusst hat, wie wohl kaum ein anderer Dramatiker oder „Stückeschreiber“, wie Brecht es nannte. Insofern nun die welthaltige Literatur – mit Theodor W. Adorno gesprochen – auch ein eigenständiges Erkenntnismedium ist, das einen Zugang zum Erkennen der Wirklichkeit bietet, die den auf Abstraktion und Begriffsbildung festgelegten Sozial- und Geisteswissenschaften tendenziell fehlt, lässt sich mit Bertolt Brecht auch verstehen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Unterschätzt wird jedoch, dass Brecht sowohl über seine Stücke als auch seine ästhetiktheoretischen und philosophischen Schriften einen besonderen, originären Beitrag zur Gesellschaftstheorie und Philosophie geleistet hat, der im Rahmen der von Karl Marx ausgehenden Denkbewegungen und im politischen Anschluss an die internationale Arbeiter:innenbewegung ein besonderes Verständnis von praktischem Handeln in vorgefundenen kapitalistischen Strukturen der Gesellschaft entwickelte, mithin eine eigene Handlungstheorie, die als Philosophie der Praxis dem Marx’schen Ziel verpflichtet blieb, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.“ Diese von Brecht als „Große Methode“ bezeichnete Praxisphilosophie zu rekonstruieren und kontextualisieren, ist das Ziel des Vortrags.